Reisebericht, Teil 1, La Serena CTIO HQ, 30.6.1994, 20:18 Local (EDT) --------------------------------------------------------------------- Endlich wieder Kontakt zum Rest des Universums! Nahezu im Zenit strahlen Alpha und Beta Centauri und das Kreuz des Suedens, selbst aus dem Stadtzentrum von La Serena bestens zu sehen, und hier "auf dem Huegel" im Osten der Stadt, wo das Hauptquartier des Cerro Tololo Interamerican Observatory einen ausgedehnten Park bewohnt (von der Aussenwelt u.a. durch salutierende Pfoertner - das sollten sie mal im MPIfR einfuehren - abgeschirmt), sind auch die Milchstrasse und die Eta-Carinae-Region zu sehen. Und das GZ, das bereits hoch im Osten steht: Ob es wohl seine Radiophotonen gerade dem AOS anvertraut? Werde gleich mal Felipe auf dem Berg anrufen und fragen, wie's so steht... Genau 25 Stunden hatte die Reise von Koeln-Bonn nach Santiago gedauert, davon ziemlich genau 15 Stunden Flugzeit - inklusive einer Art Notlandung in Rio di Janeiro, die so jedenfalls nicht geplant war. Eigentlich sollte die B747-400 in Sao Paulo zwischenlanden (wohin auch ein Grossteil der Passagiere wollte), doch der Landeanflug wurde, Minuten nach der Mitteilung, das Wetter sei exzellent, ploetzlich abgebrochen. Der Grund wurde bald klar: Im letzten Moment war Nebel aufgezogen und gleichzeitig war das Instrumentenlandesystem in Sao Paulo ausgefallen! Da blieb dem Piloten nichts anderes uebrig, als nach Rio auszuweichen und dort gegen 6 Uhr morgens auf einem abgelegenen Rollfeld zu landen. Weiter ging es dann erst ueber 4 Stunden spaeter: Es war zu dieser fruehen Stunde noch nicht einmal Bodenpersonal aufzutreiben, um auch nur eine Treppe heranzurollen (und zur Notrutsche greifen wollte man wohl doch nicht), und die Besatzung musste vorschriftsgemaess auch ausgetauscht werden. Die Ersatzmannschaft wartete natuerlich in Sao Paulo und traf erst Stunden spaeter ein - und neue Bordverpflegung war, scheint's, in ganz Rio nicht zu besorgen, jedenfalls ging es schliesslich mit nur ein paar Sandwichs los... Dafuer hatte sich die Umleitung insofern ausgezahlt, als es nun einen umwerfenden Blick auf Rio und seine Bucht(en) gab und spaeter auf die Iguazu-Wasserfaelle, die aus 10 km Hoehe doch reichlich winzig aussehen (wie ein paar weisse Flecken im Gruenen). Dafuer huellten sich die Anden dann komplett in Nebel, und der Anflug auf Santiago glich mehr einem Blindflug, wobei eine aeusserst merkwuerdige Extraschleife in starker Schraeglage gedreht wurde - wusste gar nicht, dass ein Jumbo dann noch stabil fliegen kann :-). Unten wartete vereinbarungsgemaess der CTIO- Chauffeur, doch das Wetter blieb die naechsten Stunden fuerchterlich: Nebel, (relative) Kaelte (ca. 8 Grad), Nieselregen. Gleichwohl bin ich, kaum im Gaestehaus angekommen und nach kauderwelschigen Verhandlungen mit der Koechin (schliesslich tauchte ein bilingualer Hector auf, der Bescheid wusste) sogleich in den naechsten Bus stadtwaerts gesprungen (Linie 411): Das kostet 120 $ (Pesos), eine Taxifahrt ueber dieselbe Strecke fast das 10fache (und damit etwa soviel wie ein entspr. Busticket in Deutschland!). Ausgestiegen bin ich dann am Cerro Santa Lucia, um mir einen Ueberblick zu verschaffen: ein netter, verwinkelter und bepflasterter Huegel, der erstaunlich gut bevoelkert war. Die weiterhin nebuloese Stadt erinnerte an den Film 'Blade Runner' (minus die Replikanten :-) oder 'The Crow', aber ohne Zombies (glaube ich wenigstens). Wieder auf normalem Niveau bin ich dann in einen von zahlreichen Fast-Food-Schuppen gegangen, wie sie das eigentliche Stadtzentrum einrahmen - und war aeussert angenehm ueberrascht: Preise wie in Mexiko, exzellente Qualitaet - und alles tiptop sauber. Aufgrund eines Tips aus dem Stunden vor der Abfahrt gekauften 'Lonely Planet'-Reisefuehrer bestellte ich eine Empanada, die nur etwa DM 1.20 kostete und ein wahrer Genuss war. Und das 'Cristal'-Bier (war hier dem ersten Billboard mit Bierreklame nach Verlassen des Flughafens gefolgt - irgendeine Richtschnur braucht der Mensch ja :-) ist ein wahrer Genuss (zu DM 1.- pro Flasche, und das bei Restaurantpreisen). In diesem Diner (wuerde man wohl in den USA dazu sagen, nur waere alles 5x so teuer und nicht so sauber) fand ich auch Zeit, in der 1. gekauften Zeitung (Mercurio) zu blaettern, wo ich natuerlich prompt auf einen Artikel ueber Raumfahrt stiess (Ulysses ueber dem Sonnenpol). Vor allem interessant aber der Wetterbericht: von Norden (ueber 20 Grad) nach Sueden (-5 Grad) ein stetiger Fall der Temperatur; dass ich aus Zeitgruenden auf den gesamten Raum suedlich von Santiago verzichten muss, ist mithin nicht mehr ganz so traurig. (Uebrigens soll es auch etwas suedlich von La Serena eine Pinguin-Kolonie geben und nicht nur in Feuerland - kann das wahr sein?! Leider ist der Ort mit dem OePNV nicht zu erreichen.) Einen Nachteil hat der Winter leider: Es wird dunkel. Gleichwohl gelang noch die Besichtigung des zentralen Platzes und der Kathedrale, dann draengte mich der zunehmende Regen aber doch fort von der Strasse und zwar - mangels offener Geschaefte; der 29.6. ist einer der unzaehligen chilenischen Feiertage - in's Kino. Nebenan standen Familien die halbe Strasse entlang Schlange fuer ein Disney-Double Feature (Aristocats [auf Castilliano: Los Aristogatos!] und Dschungelbuch); ich ging stattdessen in Donde esta el Policia? 33 1/3 (fuer Nichtcineasten: Das ist natuerlich Naked Gun, pt. 3, aber der Titel war wohl fuer katholische Ohren etwas zu herb). Da in der Regel auslaendische Filme O.m.U. laufen, bin ich so endlich (fuer $ 750) in den Genuss der Originalfassung gekommen, und auch die Stimmung in dem randvollen Kino war besser als seinerzeit im ausgestorbenen Pankow. Die Chilenen wissen, wie man Kinos baut: einerseits so steil, dass keiner dem anderen vor der Nase sitzt (das kannte ich bisher nur aus England), zum anderen war das ganze in ungewoehnlicher Tunnelarchitektur gehalten. Und es gibt praktisch keine Pausen: Der Film laeuft ab 11 Uhr morgens bis in die Nacht _ununterbrochen_, lediglich 10 Minuten Pause zum Auswechseln des Publikums bleiben. So kommt, trotz der geringen Preise, offenbar genug Kohle rein, dass hier das Programm nur wenige Wochen hinter den USA herhinkt (den Voranzeigen nach zu urteilen), zuzueglich diverser chilenischer(?) Soap-Produktionen (den Plakaten nach). Wieder im CTIO-Gaestehaus gab's erstmal aufgewaermtes Abendessen - exzellent und echt chilenisch (nachdem mir Hector erklaerte, wo der Mikrowellenherd versteckt ist: nicht in der Kueche sondern nebenan...) - und dazu: deutsche Nachrichten! Die sind naemlich voll verkabelt, und gegen das Programm in Santiago werden manche anderen Systeme blass (nicht nur die Telekom, auch viele in den USA): Da gibt's CNN, TV5, ECO, HBO Ole und eben auch Deutsche Welle TV (mit besserer Bildqualitaet als z.Z. in Europa - unglaublich). Ein Blick aus dem Fenster statt auf die Mattscheibe haette sich auch nicht gelohnt, denn es regnete immer noch in Stroemen, und der feuchte Nebel wurde von der Stadt dermassen hell erleuchtet, dass sogar die sonst nachtblinde Videokamera noch ein Signal lieferte! Der naechste Morgen, 7 Uhr (daemlicherweise laeuft die innere Uhr jetzt genau so, wie es fuer einen _Touristen_ ideal waere, morgens wach, abends muede, leider genau 12 Stunden falsch fuer GZ-Beobachter :-): Mit dem Taxi geht's durch die immer noch neblige Stadt in der Morgendaemmerung (jetzt sieht sie noch mehr nach 'Blade Runner' aus) zum Busbahnhof, der in genau 15 Minuten erreicht ist - wieso eigentlich ein so frueher Aufbruch? Dort mangels frischer Zeitungen ein (wie sich spaeter zeigte) spanisches Magazin namens Ano Cero (Jahr Null) gekauft, eine Mischung aus Wissenschaft und Esoterik, aber wg. eines langen Nazca-Artikels interessant. Der Bus fuhr tatsaechlich puenktlich ab, war praktisch leer und tatsaechlich ziemlich bequem. Allerdings (wenn ich's haette bezahlen muessen) auch erheblich teurer als die billigste Le Serena-Option (die gab's gerade im Sonderangebot bei mehreren Linien, ab 2000 Pesos!), d.h. ich werde bei dem Nord-Ausflug auch mal andere Preisklassen ausprobieren. Zunaechst gab es nichts als Nebel, nur etwa alle 20 Minuten war mal kurz der Blick auf fazinierend eingeschneite Bergkuppen frei. Erst ungefaehr beim Verlassen der Region Mittelchile und dem Betreten von Norte Chico ("Klein-Norden") mit seiner semiariden Vegetation verschwand der Nebel. Der Pflanzenwuchs wird von einer Art Mini-Saguaros dominiert, stellenweise sieht es aus wie in Arizona oder Baja California Sur. Dazu kommen andere stachelige Gewaechse, die noch der naeheren Erforschung beduerfen, aber da der Bus meistens hart an der Geschwindigkeitsgrenze (angezeigt durch ein schrilles Alarmsignal im Bus, der i.Ue. von oben bis unten mit Vorschriften gepflastert ist: die Chilenen passen da wirklich auf) fuhr, war dazu nur Zeit, wenn er mal halten *musste* - an einer von zahlreichen Baustellen mitten im Nirgendwo, die die Panamericana derzeit von einer 'Traumstrasse' weit entfernt erscheinen lassen. Dutzende von Kilometern lang gibt es oft nur Landschaft (links den Pazifik mit enormer Brandung, rechts Auslaeufer der Anden, am Horizont gelegentlich der wahrhaft imposante Hauptkamm - wehe der ist vom Cerro Tololo aus nicht besser zu sehen!), die kurioserweise komplett eingezaeunt ist - warum? Grasende Tiere (hier ein Pferd, dort ein Schwein, zuweilen eine Ziege(?) mit Riesengehoern) sieht man fast nie, und angebaut wird oder wurde, erkennbar, auch nichts. Gleichwohl ueberall Absperrungen (manchmal aus den Kakteen angepflanzt) und martialische Warnschilder (Waffengebrauch, Vigilantes in Lauerstellung, Parken verboten...). Und hier und da, mitten in der Oednis, ein Restaurant-Schuppen! Ganz anders wird das erst beim Erreichen von Coquimbo, dem Hafen von La Serena, der direkt in naemliche Stadt, das Zentrum der chilenischen Astronomie, uebergeht. Dort ist die 8-stuendige Fahrt dann ueberraschend zuende, ein Fahrzeug der Aura ist nicht in Sicht, und nachdem ein Anruf (kostete 100 Peso) bestaetigt, dass auch keins kommen sollte, muss eben ein normales Taxi genommen werden. La Serena im Abendlicht erinnert ungemein an mexikanische Staedte wie Oaxaca, der quadratische Aufbau, die Geschaefte, die Leute - nur dass _kein_einziger_ Tourist zu sehen ist! Das bleibt auch so, nachdem ich, im CTIO HQ eingecheckt und mit Rechnerzugang versehen, umgehend wieder talwaerts ziehe. Ein Bus, der in die richtige Richtung zu fahren scheint, wird angehalten (kostet 80 Pesos, obwohl 50 draufsteht - ungeheuerlich, so was...) und wieder verlassen, als das Planquadrat richtig zu sein scheint. Es war's: Der Weg strandwaerts (wo die Sonne jetzt bereits sehr tief steht) fuehrt tatsaechlich an den zwei wichtigsten Kirchen vorbei zum Parque Pedro de Valdivia, der letzten Anhoehe, bevor es noch ein ganzes Stueck zum Pazifik geht. Da die Sonne nur noch 2 Grad hoch steht, muss dies der Standort fuer den obligatorischen Sonnenuntergang werden, der prompt so verrueckt ablaeuft wie auf SH's Video. Alles dabei: fassfoermige Verzeichnung, Abtrennung + Blaufaerbung des oberen Sonnenrands, versinken des Rests auf exakt Null Grad Elevation. Auch La Serenas Zentrum sagt mir, mehr noch als das von Santiago, sehr zu, und ich lande in dem vom Reisefuehrer empfohlenen italienischen Restaurant. Auf einem Grossbildschirm laeuft erst 'Im Tal der Raketenwuermer', dann - natuerlich - Fussball, ebenso auf Monitoren in jedem Elektroladen der Stadt, davor Menschenmassen. Zurueck zum CTIO HQ mit dem Taxi (ist halt doch was steil, der 'Huegel') - und jetzt verstehe ich die hiesigen Trinkgeldregeln ueberhaupt nicht mehr. Bereits in Restaurants falle ich staendig auf die Nase, weil es a) die Kellnerin, b) eine Rechnungssammlerin und c) eine Kassiererin gibt - und dann ist man draussen! Wo sollen denn die 10 oder mehr Prozent bleiben, wenn man den Rechnungsbetrag erst am Ausgang erfaehrt? Und bei den Taxis ist das noch konfuser: 2x haben sich die Fahrer geweigert, einen Peso mehr zu nehmen als das Taxameter anzeigte - und der letzte heute wollte sogar _weniger_! Es sollte 510 Pesos kosten, und _er_ sagte 'stimmt so', als ich gerade einen 500er in der Hand hatte... So, das sollte fuer's erste mal genuegen - jetzt heisst es, mit dem Cerro telefonieren und die ersten Astrofotos in die Wege leiten! La Serena, 30.6., 21:27 EDT - eingehackt mit einem sagenhaft steinzeitlichen Digital VT 100 Retrographics Terminal Enhancement. Zweiter Reisebericht, La Serena -> Cerro; CTIO 1.7.1994, 21:50 CST ------------------------------------------------------------------ Auch wenn es in La Serena ziemlich dunstig war, so war doch die Michstrasse eine beeindruckende solche (und ueberraschenderweise zeigte sich, dass die Uralt-Videokamera Alpha und Beta Cen und sogar die 3 hellsten Sterne vom Crux aufnehmen kann). Der naechste Morgen brachte dann neben der Begegnung mit der sehr anschmiegsamen Institutskatze eine besondere Ueberraschung in dem grossen Baum neben den Gaestezimmern: jede Menge Kolibris! Wusste gar nicht, dass es die noch so weit suedlich in Suedamerika gibt. Die Fahrt zum Tololo begann dann auf die Minute genau (nachdem sich der Fahrer bekreuzigt hatte). Die Strasse Richtung Vicunas ist in besserem Zustand als die Panamericana an manchen Stellen, und die Landschaft wird zunehmend bergiger, mit den bekannten Kakteenwaeldern an den Haengen. Die Strasse zum Observatorium wird dann sehr kurvenreich und bietet immer wieder mal imposante Blicke auf die Sternwarte - und dann wird die Schneegrenze durchstossen. Hier hatte es zum 1. Mal am Mittwoch geschneit (als es in Santiago so schauerlich war, die Anden unsichtbar blieben und es - laut einem Zeitungsbericht - in La Serena zum 1.Mal seit laengerer Zeit geregnet hatte), und noch lag das Meiste: Die Landschaft hat dadurch einen ganz besonderen Reiz, einerseits schneebedeckte Berge ringsum, andererseits noch viele, z.T. bunte, Pflaenzchen allerorten. Bei der Fotografie oder Filmerei derselben macht sich die Hoehe (2.2 km) aber doch bemerkbar: Hallt man, wie im Flachland ohne Probleme moelich, waehrend der Aufnahme die Luft an oder atmet nur zurueckhaltender, kommt man hinterher ganz schoen in's Keuchen! Bin mal gespannt, wie's auf 3.6 in Putre oder 4.5 sein wird... Nach ausgiebigem Mittagessen gelang es dann dem Office, Felipe zu wecken (den der CTIO-Fahrer und ich bis dahin vergeblich gesucht hatten) und den Rest des Tages (und der Nacht) zu planen: Beginn des 11stuendigen Beobachtungsfensters ist z.Z. um 18:15 Ortszeit. Das Essen hier ist wirklich so gut wie sein Ruf, nur nicht besonders warm. Dafuer entschaedigt freilich der Blick aus dem Fenster. Waehrend des Abendessens begann dann eine dramatische Abenddaemmerung, und beim Aufstieg zum Observatorium (einen Kaefer soll es erst morgen geben) breitete sich dann das ganze Panorama aus, inklusive Nebelfeldern Richtung La Serena und Kueste. Und ein Fuchs lief in nicht allzugrosser Entfernung vorbei! Sehr schnell wurde es dann dunkel, GANZ dunkel: Nur noch Coquimbo und La Serena erhellen 1-2 Grad des Horizonts, darueber dann extrem dunkler Nachthimmel mit Suedmilchstrasse; leider wird die Freude von starkem Wind getruebt, der auch die Radiobeobachtungen gefaehrdet: Es rappelt ganz schoen in der Plane vor der Oeffnung, so laut, dass man den Alarm kaum noch hoert. Und der lokale Wetterdienst kann offenbar keine Windgeschwindigkeiten voraussagen... Reise-(Berg-)Bericht Nr.3, Cerro Tololo, 2.7.1994, 16:56 CST ------------------------------------------------------------ Der Unterhaltungswert des Beobachtungsaufenthalts steigt seit Stunden permanent: Die Nacht war natuerlich sehr anstrengend (immer wenn ich dachte, dass ich jetzt alle Macken des Teleskops kennen wuerde, fiel Felipe noch ein neues Fehler- Szenario ein - was ist das fuer eine Steuersoftware, die manchmal ohne erkennbaren Grund (und ohne Warnsignal!!!) stehenbleibt?!), zumal die innere Uhr gehoerig umprogrammiert werden musste. Doch die Morgendaemmerung, inklusive des abartig Fuesse voran aufgehenden Orions + der beiden Magellanschen Wolken entschaedigte fuer den Stress, und seither gibt es nur noch Nettes zu vermelden. Waehrend des Mittagessens lief im TV die chilenische Uebertragung von Deutschland gegen Belgien, und es war eine wahre Freude, dem begeisterten chilenischen Kommentator zuzuhoeren ("Goooooooooooooooooooool!", ungelogen 10 Sekunden lang) anstatt den deutschen Miesepetern, die wahrscheinlich genug zu kritisieren gefunden haben (dabei war das Spiel wirklich toll und spannend bis zuletzt). Nach dem 3:2 klopfte mir doch glatt ein chilenischer Astronom deutscher Abstammung auf die Schulter, und die Koeche liessen verlauten, Deutschland werde bestimmt wieder Weltmeister... Wahrend des Spiels kam uebrigens ein Condor ganz dicht am Fenster vorbeigeflogen: toller Vogel. Ueber das fuer ihn bereitgelegte Fleisch machten sich allerdings nur kleine, knallgelbe Singvoegel her - was das wohl sein mag? Auf dem Huegel mit den Teleskopen war derweil High Life: Jeden Samstag ist hier Tag der Offenen Tuer (sollte sich die ESO mal ein Beispiel dran nehmen), und ich traf prompt eine chilenische Grossfamilie (3 Generationen), die alle noch perfekt Deutsch sprechen. O.g. chilen.Astronom hatte dagegen gemeint, ab seiner Generation spraeche hier fast keienr mehr Deurtsch. Dafuer findet man aber in den Innenstaedten jede Menge Laeden mit deutschen Namen, und z.B. alle Regenmesser, die es hier gibt (inklusive des Exemplars in der Wetterstation hier), sind deutsch beschriftet. Grund fuer den fruehen Aufbruch bergwaerts war ein Kolloquiumsvrotrag, den Jeff McClintock im Foyer dfes 4-m-Teleskops hielt: "What it's special with Black Holes?"(Original-Titel). Den Referenten sollte man sich merken, denn er stellt das Wesen der Singularitaet dermassen spanned dar, dass es direkt schade ist, dass es keine Schwarzen Loecher gibt. Das war naemlich die (posi- tive) Hauptueberraschung: Obwohl McCLintock und seine ebenfalls anwesenden Mitarbeiter _die_ fuehrenden Erforscher von stellaren Black Hole Candidates sind, machte es Jeff ueberaus klar, dass es Anno 1994 _keinen_einzigen_ Beweis gibt, dass es sich bei den M>2Msonne-Objekten in manchen Roentgen- Doppelsternen wirklich um SChwarze Loecher handelt. Bei einer so extremen Behauptung muesse man einfach extrem scharfe Kriterien anwenden, und nach denen gibt es definitiv bisher kein Schwarzes Loch, weder in stellarem Format noch supermassivem (die NASA-Behauptung, man habe ein gigantisches SL in M 87 _bewiesen_, fand er direkt absurd und sagte, wie ich's mir uebrigens auch dachte, dass das ausschliesslich politisch motiviert war, wg. Beeindruckung des US-Kongresses und so). Kundt kennt er natuerlich bestens und war hoechst verbluefft, als ich mich als Kooautor des 1989er Papers "Is there a Black Hole among the bhc's?" zu erkennen gab, das er bestens kannte. Kundts Idee einer massiven Scheibe hatte er reklativ wenig entgegenzuhalten, Stabilitaets- bedenken einerseits und Probleme bei Nova-Effekten andererseits, aber "may be Kundt got it right this time." Allein um das zu hoeren, hat sich die Chile-Reise schon gelohnt. :-) So, jetzt heisst es, zum Abendessen zu eilen und dann endlich den Kaefer in Empfang zu nehmen - zum Glueck gibt's hier ueberall Leitplanken... Berg-Bericht Nr.4, 4.7.1994, 0:30 CST ------------------------------------- Der "Dienst-Kaefer" faehrt sich erstaunlich gut - bloss leider hat ein Vorbenutzer den Knopf fuer die Scheinwerfer abgerissen, so dass man eigentlich mit einer Zange fahren muss... Ein Fuchs (derselbe aus Nr.2?) hat sich abends wieder blicken lassen und kam bis auf wenige Meter heran - um sich dann zu strecken und zu gaehnen wie eine kleinen Katze. Bemerkenswerte Perspektive, mit den (bereits offenen) Teleskopkuppeln im Hintergrund. Der Schnee ist bereits weitgehend zusammengeschmolzen (es gibt aber immer noch tueckische Eisfelder) und wird wohl bald ganz verschwunden sein; auf den umliegenden Bergen bleibt er wohl liegen. Es war vorgestern tagsueber richtig warm, aber leider auch ungeheuer trocken - die Luftfeuchtigkeit ist so gering, dass der Hygrograph der Wetterstation neben unserer Kuppel 'Null' anzeigt, was laut Felipe einen wahren Wert von etwa 5% bedeutet. Die Trockenheit macht den Schleimhaeuten doch ganz schoen zu schaffen, waehrend die 2 km Hoehe kaum mehr zu spueren sind (ausser, wenn man zwecks Filmens laenger den Atem anhaelt). Letzte + diese acht ist die Milchstrasse spektakulaerer denn je - und erst jetzt faellt mir auf, dass die Magellanschen Wolken zirkumpolar sind! Und dass der Ort Vicuna im Norden doch eine lokale Quelle der Lichtverschmutzung ist (der CIO-Direktor soll sich diesbezueglich bereits mit dem Buergermeister ange- legt haben). La Serena stoert allerdings mehr, hellt einen kleinen Abschnitt des Horizonts bis in vielleicht 2 Grad stark auf. 22:55 CST - die Milch- strasse geht jetzt genau durch den Zenit, voller praechtiger Dunkelwolken; der Eindruck, mitten in der Galaxis zu stehen, ist staerker denn je. Und mit den beiden MW (gerade nahe der unteren Kulmination) zusammen ergibt sich sogar das Gefuehl, Bewohner der Lokalen Gruppe zu sein. Aber eines fehlt doch: ein anstaendiger Polarstern!!! Wo der Himmelssuedpol ist, kann man nur anhand von Alpha/Beta Cen, Crux und den MW abschaetzen, die mit dem Punkt ein bestimmtes geometrisches Muster bilden. Mehreren optischen Beobachtern konnte ich bereits bei ihrer Taetigkeit zusehen (am 4-Meter-, 1-Meter- und 0.9-Meter-Teleskop): Ueberall geht es inetwa gleich zu, 1-3 Beobachter sitzen im Warmen und tun eher wenig (weniger als wir hier jedenfalls!), waehrend die Belichtungen laufen. Manchmal wird's doch spannend, wenn naemlich der Zielstern in einer so ueberfuellten Region steht, dass die Identifikation ein Problem darstellt. Und beim 4-Meter ist ein besonderes Kuriosum, dass alle Geraeusche aus der Kuppel per Lautsprecher im Kontrollraum zu hoeren sind (ein sagenhaftes Aechzen und Stoehnen...). Der gestrige Sonnenuntergang war der bisher spektakulaerste: Es hatte den ganzen Tag Wolken gegeben, die sich erst gegen Abend hin aufloesten und dann besonders rot angestrahlt wurden. Und als die Sonne hinter La Serena im Meer versank, gab es einen _unglaublich_hellen_ Blau-Gruenen Blitz. Ob das wohl jeden Abend klappt? Werde mit grosser Optik bereitliegen... Bergbericht Nr. 5, 8.7.1994, 4:01 CST = 10:01 MESZ ------------------------------------------------------------------- Zuerst moechte ich der Leserschaft dieser Messages auf mehreren Kontinenten folgende E-Mail nicht vorenthalten. Weiner hatte in der sci.astro-Diskussion darueber, welche Sternwarten die besten der Welt sind, den Cerro an die Spitze gesetzt, und ich wollte natuerlich wissen, wie er denn darauf gekommen ist: Date: Tue, 5 Jul 94 20:53:00 EDT From: bweiner@physics.rutgers.edu (Ben Weiner) Subject: Re: Nr. 1 ? Well, I was partly making an inside joke with Phil Fischer (who posted the original list) whom I know quite well. The astronomy group at Rutgers, which is rather small, built an instrument (the Rutgers Imaging Fabry-Perot) which lives at CTIO and when we go observing we tend to go to Tololo. The observations for my thesis all came from CTIO, and so on. So I have a bias. There is some truth to it however. CTIO is a (inter)national facility hence open to all astronomers at U.S. institutions, and the weather is in general much better than Kitt Peak; plus you can see things (Galactic Center, Perseus-Pisces/Great Attractor region, Magellanic Clouds, etc) not accessible from KPNO. So for US astronomers whose institutions aren't rich enough to afford big glass (and even those who are, when they want to go south for the GC, LMC, etc) CTIO is often the place to go. Keck may be a hell of a big telescope but only people at a few institutions will ever get to use it (and probably the big shots at those places get nearly all the time.) However, when I claimed CTIO was number one, what I really thought of was the quality and dedication of the staff. My own experience is limited, but the gossip I hear tends to agree that the support is better at Tololo than at any other observatory. The telescopes themselves are older (60s-70s vintage) and the seeing isn't as good as at Mauna Kea, or probably the ESO NTT. But the instruments work, and if a CCD freaks out on you in the middle of the night there will be five technicians fixing it (and succeeding). At many other places (certainly at private observatories which tend to have less staff), so I am told, if something like that happens you can forget about the rest of the night. At Tololo they'll not let a good night go to waste. A good friend of mine lost an run, 4 or 5 nights, on a certain telescope in Hawaii (no names) because the instrument just didn't work right - the data looked like they might be OK but after a month of trying to salvage them he had to admit they were garbage. In the technicians' office in the 4-meter dome there is a pile of users' comment forms (it's just outside Oscar Saa's office door) - I looked through the pile when I was down there and it's quite striking how complimentary the users are. (There was one that literally said "I've observed at [long list of observatories] and the staff support here is the best.") Looking though the pages of, say, the Astronomical Journal, there are an extremely large number of papers where some or all of the observations were done at CTIO. It is extremely productive scientifically (and many of these papers are important too, it's not just quantity but quality. For example Tyson's papers on faint blue galaxies.) I know the AJ has more US researchers but one can compare to, for example, private observatories in the US. CTIO is perpetually struggling with low funding levels, outdated equipment, and now the possibility that Gemini will deplete the level of support for the existing facilities, but they still do an excellent job. That's more or less why I put it up there. Ben Weiner astro dept Rutgers University P.S. From your address and mention of a 12-hour observing run, I guess that you are working on the SCMT millimeter telescope? Das hat er aber scharf beobachtet - offenbar weiss der eine oder andere optische Beobachter doch, dass es 'uns' gibt! Und seine Auffassung wird von einem US-Beobachtern, die gerade hier auf dem Berg sind, geteilt: So guten Service gaebe es sonst nirgends. Besagter Beobachter war allerdings ziemlich fertig - er gehoert naemlich zu denen, denen man wegen zu heller Sterne das 24"-Teleskop zugewiesen hat, und da gibt es keinen geheizten Raum. Letzte Nacht soll es da 15 Fahrenheit gehabt haben, kaelter als hier (wo es natuerlich zusaetzlich geheizt ist). Den technischen Ausfall von vergangener Nacht (siehe techn.Rep.#4) konnte ich, aus der Not eine Tugend machend, zur Fortsetzung der Durchmusterung des galaktischen Zentrums bei kuerzeren Wellenlaengen, mit dem merkwuerdigen Newton naemlich, der in der Casa Dos geparkt ist, nutzen - wusste gar nicht, dass manche Dunkelwolken auch im Optischen und mit dem blossen Auge auch bei mittlerer Vergroesserung noch ausgesprochen kontrastreich und scharf begrenzt sind. Mindestens so interessant waren freilich die Magellanschen Wolken, v.a. die Grosse, die im Teleskop in unzaehlige Filamente zerfaellt, jetzt natuerlich helle statt dunkle. Und nicht zu vergessen der Tarantelnebel in der LMC und 47 Tuc, einer der groessten Kugelsternhaufen, neben der SMC. Ansonsten gibt es hier jeden Abend auf's Neue spannende Sonnenuntergaenge, mal mit blauen Blitzen (selten), mal gruenen Linien, die sich vom oberen Sonnenrand abspalten (ich fachsimple gerade per E-Mail mit einem Italiener ueber diese Phaenomene), mal geht die Sonne einfach unter (wenn es Richtung La Serena zu dunstig ist). Das Wetter ist hier ohnehin konfus: Die Temperatur schwankt zwischen 50 und 30 F, die Luftfeuchtigkeit zwischen 5 und 100(!)% - wenn man den diversen Hygrographen glauben darf; hier stehen inzwischen drei Stueck rum (von denen jeder was anderes anzeigt), und der Weatherman hat ein tragbares eigenes Messgeraet. Sonst gibt's eigentlich nichts ausser der=20 Routine zu berichten, die eingekehrt ist, seit das Teleskop wieder reibungslos (d.h. mit den normalen Macken der Steuersoftware) laeuft. Bergbericht Nr. 6 vom 10/11.7.1994 1:30 CST ------------------------------------------- Die letzte und diese Nacht waren die bisher schoensten, von der Aesthetik des Himmels her gesehen: Leichte Woelkchen am Tage, die den blauen Himmel etwas attraktiver machten :-) wichen jeweils mit Einbruch der Nacht, und gegen 19:15, 65 Minuten nach Sonnenuntergang, sieht der Himmel besonders phantastisch aus (am liebsten wuerde man ihn mit 'Scroll Lock' festhalten und mitnehmen :-). Im Westen noch die letzte Abenddaemmerung, in der heute neben der Venus auch eine hauchduenne Mondsichel stand (mit viel Erdschein), aber im Sueden schon die Milchstrasse mit dem bestmoeglichen Ausschnitt, namentlich Cen, Crux und Car in oberer Kulmination. Nachdem der gestrige Tag komplett verschlafen wurde, gibt es heute auch mal wieder etwas bei Licht zu berichten: Jede Menge Voegel! Erst kamen mindestens fuenf Condore angeschwebt (wie Drachenflieger...), und dann liessen sich auch noch mittelgrosse braune Objekte auf hohen Beinen und die ubiquitaeren gelben Finken(?) in Scharen blicken. Die Condore scheint es hier in groesserer Zahl nur im Winter zu geben, und ihre Anzahl faszinierte selbst die Einheimischen hier. Einer der Condore flog doch glatt direkt auf mich zu und drehte erst drei Meter vor dem Impakt ab! Spaeter kam einer dicht ueber's Dach geschossen. Warum sind bei manchen die Fluegelunterseiten braun und bei manchen weiss? Die Condor-Sichtungen (wie die anderen Beobachtungen auch auf dem Plateau vor dem Essraum durchgefuehrt, wo es am fruehen Nachmittag geradezu sommerlich warm war, waehrend im Hintergrund, wie man mir sagte, Berge bis 5100 Meter zu sehen sind) waren ein willkommener Spinnoff der deutschen Fussball-Blamage gegen Bulgarien, die zu einem fruehen Stellen des Weckers (13:00...) gezwungen hatte. Faszinierte Zuschauer dieses und des naechsten Spiels waren erstaunlicherweise auch einige der US-Astronomen, wobei sich der 'kalte' aus den frueheren Berichten (Patterson heisst er, ein Kataklysmo- loge) gar nicht beruhigen konnte, warum Ilgner das 1:1 nicht gehalten habe: Das muesse man doch sehen, dass da ein Ball komme, aber Ilgner habe sich bestenfalls laessig umgedreht, ob denn bei dem die Elektronen im Gehirn defekt seien... Noch Stunden spaeter versuchte er, Remilliard (einem der Schwarzlochsucher) die Situation zu verdeutlichen, und dann sassen beide andaechtig vor der Glotze bei Schweden gegen Rumaenien... [Geht es eigentlich nur mir so, oder fuehren neuerdings Direkte Freistoesse haeufiger zu Toren als frueher? Heute allein mindestens dreimal!] Bereits beim Abendessen gelang die Identifikation des ersten Kometenabsturz- beobachters, der zum Cerro gekommen ist (denn nach seiner E-Mail sollte er am 9. eingetroffen sein): Pat Seitzer aus Michigan. Der will hier den Kometen an seinen letzten Tagen mit der Schmidtkamera ablichten - und ob ihm das gelin- gen wird, erfaehrt der geneigte Leser im folgenden Kometenreport Nr.4. Bergbericht Nr. 7, Samstag, 16.7.1994, 4:45 CST = 10:45 MESZ ------------------------------------------------------------ Waehrend sich in einem entfernten Teil des Sonnensystems eine kosmische Katastophe ungeahnten Ausmasses anbahnt (oder auch nicht oder vielleicht gerade doch - siehe nachfolgenden Kometenbericht Nr.6) und sich an der katastrophalen Technik hier (Totalausfall des Radioteleskops seit Tagen, halber Ausfall des wichtigsten Computers) leider in absehbarer Zeit nichts aendert, ist das Leben auf dem Cerro Tololo eigentlich angenehmer geworden: Es ist erstaunlich warm, sogar nachts, waehrend allerdings die Wetterlage an Stabilitaet gegenueber dem (dafuer eiskalten) Anfang des Monats erheb- lich eingebuesst hat. So koennen Naechte jetzt klar beginnen und urploetz- lich voellig zu sein, und zuverlaessige Vorhersagen gibt es hier sowieso nicht (selbst die automatische Wetterstation des Cerro ist ausgefallen, und vielleicht irgendwann wird sie mal repariert...). Doch die vermehrten Wolken bescheren zum einen abwechslungsreichere und spektakulaerere Sonnen- untergaenge als bisher, und wenn es dann mal richtig klar ist, dann ent- schaedigt die Natur fuer die technischen Missgeschicke wie auch die Not- wendigkeit, seit einigen Tagen wieder zu Fuss zu gehen (wegen des regel- rechten Ansturms der Kometensturzbeobachter gibt es zu wenig Autos). So wurde ich vorgestern beim Rueckmarsch zur Casa Dos gegen Morgens um 6 (man versucht ja, den endlich gefundenen Rhythmus beizubehalten, wenn die Beobachtungen irgendwann hoffentlich weitergehen) des ausserordentlich hellen Zodiakallichts im Osten ansichtig. Neben der Lichtpyramide rund um den Taurus war bei ausserordentlich klarer Luft auch die Fortsetzung des Bandes entlang des Rests der Ekliptik weiter weg von der Sonne zu er- kennen. Das Zodiakallicht war hell genug, um ohne Lampe den Weg zu finden! (Sonst ist es hier ohne Mond oft wirklich stockdunkel.) Und gleichzeitig im Sueden die beiden Magellanschen Wolken in vollem Glanz, waehrend der Centaurus in unterer Kulmination ueber den Suedhorizont schleift - das war schon ein hoechst bemerkenswerter Anblick. Die Milchstrasse liegt zu diesem Zeitpunkt (LST um Null) flach am Horizont, waehrend sie 6 Stunden frueher durch den Zenit geht - und jede Dunkelwolke klar hervortritt. Selbst jetzt noch, wo der Mond bereits halbvoll ist: Ein Beweis fuer die klare Luft hier oben (waehrend es ueberall im Tal, v.a. gen Westen, im- mer kraeftig nebelt - die Taeler waren noch nie wirklich frei). Eine astronomische Besonderheit hat sich dann gestern abend abgespielt: Der Mond bedeckte Spica - ein Stern dieser Hellikeit wird nur aeusserst selten mal getroffen. Dass der Mond auf einen hellen Stern zulief, war schon am Abend klar, aber dann schlug ein Nachtassisstent namens Fernan- dez Alarm und lockte mich in die Kuppel des eigentlich stillgelegten 16"-Teleskops. Zwar geht die Nachfuehrung nicht mehr (man hat sie fuer ein anderes Teleskop gepluendert), aber ein Druck alle paar Sekunden auf einen Knopf haelt das Ziel im Fadenkreuz. Auch auf dem Suchermonitor der Videokamera erschien Spica sehr hell, so dass sich der Eintritt hinter dem dunklen Mondrand um 23:12 CST bestens festhalten liess. Auch der an- schliessende Blick auf Jupiter durch den 16"er war nicht zu verachten, und Fernandez (wenn ich nur wuesste, ob es Mario oder Mauricio ist) blickt schon gespannt den Jupiterereignissen entgegen. Vielleicht liesse sich sogar die Nachfuehrung wieder aktivieren? Dummerweise kann man aber bei dem Teleskop keine vernuenftigen Okulare einsetzen - es scheint ganz konkret und nur fuer Photometrie konzipiert worden zu sein. Weitere Naturerscheinungen, die erwaehnenswert sind, waeren eine grosse Anzahl Ziegen, die eines Abends vor den Fenstern des Speisesaals auf- marschierten (und auch auf dem Obs.-Berg Spuren hinterlassen haben...) und merkwuerdige Geraeusche aus der Leitplanke(!) an der Strasse zwischen Casa Dos und Speisesaal. Vermute, das sind Spannungen wegen der grossen Temperaturdifferenzen, die sich jetzt loesen, aber seltsam ist das schon... Ansonsten klingelte in den letzten Naechten dauernd das Te- lefon: Seit SuW deutschen Rundfunksendern mitteilt, dass es da einen Mitarbeiter im fernen Chile gibt, koennen sich die Redaktionen scheint's gar nicht mehr beruhigen. Zwei Interviews sind schon aufgezeichnet und drei Livesendungen (heute/morgen/uebermorgen und wer weiss, wann noch alles) angemeldet (darunter zwei der Deutschen Welle). Die Abstrusitaeten, die offenbar Anfang der Woche ein gewisses 'Nachrichtenmagazin' verbreitet hat (hier liegt bisher nur ein marginal entzifferbares Fax vor), scheinen immerhin manchen veranlasst zu haben, aktiv nach besseren Informationen zu suchen. Und die liegen hier dank der exzellenten Datenverbindungen in alle Welt (wenn auch wegen des derzeitigen Ausfalls der Sun-Grafik nur auf Umwegen) in reichlicher Menge vor - siehe folgende Zusammenfassung: (Der letzte Kometenreport (Nr. 6) vor dem grossen Knall).